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Ortsheimatpfleger Dieter Strobel aus Ammerthal erinnert an eine blühende Kulturlandschaft.

Tag des offenen Denkmals 2010
Mühlenwanderung durch das Ammerthal

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Tag des offenen Denkmals 2010
Mühlenwanderung durch das Ammerthal

Auf acht Kilometern reihten sich entlang dem Ammerbach sieben Mühlen: Hirnmühle und Finkenmühle in Ammerthal, dann Mittermühle, Kemnather Mühle, Rammertshofer Mühle, ferner eine bei Gärbershof und eine - wie der Name sagt - am heutigen Hockermühlbad. Das Einzugsgebiet für Getreide erstreckte sich im Norden bis zu demjenigen des Rosenbachs und im Süden bis zu demjenigen der Lauterach.
900 Jahre lang klapperten im Ammerthal die Mühlen. Selbst heute könnten sie zur Energiegewinnung beitragen, so dass eine einmalige Kulturlandschaft vor den Toren Ambergs künftig nicht nur von kulturellem oder nostalgischem Interesse wäre, sondern ihr volkswirtschaftliches Potential zum Tragen käme, und sei es auch nur symbolhaft. „A Mühl wia a Ofenloch bringt mehr als a Bauernhof“, besagte der Volksmund. Und warum die Müller so gern wanderten? Auch hierüber klärte Ortsheimatpfleger Dieter Strobel auf: Es habe wohl damit zu tun gehabt, dass es ein guter Müller verstanden hätte, aus einer Tonne Roggen 110 Kilo weißes Mehl zu machen. „Überschüsse“ wurden offenbar per pedes verkauft, und die Mehreinnahmen sorgten halt für gute Laune.
Aber nicht immer hatten die Müller was zu lachen. Während dem Erbfolgekrieg wurden die Ammerthaler Mühlen für Kommisbrot herangezogen – sie mussten liefern, und zwar vorrangig vor dem Verkauf an die Bevölkerung. Auch während der Napoleonischen Kriege waren die Müller gezwungen, sich „frei zu kaufen“. Dem einen tat das mehr weh, dem anderen weniger, steht zu vermuten. Denn gleich reich waren die Müller im Ammerthal keineswegs. So wurde etwa die Kemnather Mühle von den Grafen von Hohenkemnath betrieben. Auf ihrem Grund und Boden befanden sich besonders fruchtbare Weizenfelder. Bestückt auch seitens Ursensollen, waren ein Sägewerk, eine Kapelle als „Sonderkirche“, vier Höfe und ein Hüterhaus Teil dieser Mühle. Auch die Rammertshofer Mühle ragte heraus, die den Grafen von Rammertshof unterstand und bis in die 1960er Jahre hinein in Betrieb war. Wenn dort der Blitz einschlug, wurde nicht saniert, sondern neu gebaut. Man konnte es sich leisten.
Viel Verkehr herrschte im Ammerthal übrigens nicht nur wegen der Mühlen. Während der Marienverehrung nach der Pestzeit bestand ein Pilgerweg nach dem Wallfahrtsort Ammerthal, das als Ortschaft damals bestimmend war für den gesamten Nordgau. Der eine oder andere Pilger erhielt in den Mühlen Kost und Logis. Heute führt der Anton-Leidinger-Weg durch das Tal weiter nach Westen. 100 bis 150 Blumensorten sind dort endemisch, führt Dieter Strobel aus. Die besondere Fruchtbarkeit des Tals erklärt sich daraus, dass der Oberpfälzer Jura dorthin entwässert. Die vielen Weiden decken ihren Wasserbedarf aus der Feuchte, die sich über einer Lehmschicht im Untergrund staut. Und wenn jemanden das Kopfweh plagt, solle er doch einfach mit dem Kopf gegen eine Silberweide laufen. Aus diesem Baum nämlich werde das sattsam bekannte Aspirin gewonnen.