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Das Triptychon im Atelier.

5 Sinne: Sehen
Zu Besuch im Atelier
"Man kann die Freiheit nicht in eine Form fassen..."

SP: Direkt hier vor uns stehen zwei Leinwände...
Rösel: Das sind Holzplatten als Bildträger. Es sind insgesamt drei. Also eine Art Triptychon.
SP: Da sind jetzt jede Menge recht klar definierte kürzere Linien, zum Teil in Primärfarben, alles recht farbenfroh.
Rösel: Die große Überschrift heißt „Freiheit“. Ausgangspunkt war praktisch die laufende Einschränkung der bürgerlichen Freiheit: Datensammlung von den Diensten, von Polizei und so weiter, dann: die Speicherung der Mobilfunknetzdaten oder das Nichtraucherschutzgesetz. Dass praktisch die persönliche Freiheit immer mehr eingeschränkt wird. Und am Ende ist dann von der großen bürgerlichen Freiheit, die es vor dreißig, vierzig Jahren gab, nicht mehr viel übrig: Du wirst überwacht, du wirst gefilmt, du kannst dir Trojaner einfangen, die deinen Computer ausspionieren. Für mich war dann der Gedankengang das Problem, wie man das bildlich darstellen kann. Man kann ja die Freiheit nicht in eine Form fassen. Also muss ein offenes Bild entstehen. In dem Moment, wo ich der Freiheit eine Form gebe, grenze ich ja was aus und grenze ich was ein. So sind diese offenen Kompositionen entstanden. Die "große Freiheit" ist das untere Bild, das man nach allen Seiten erweitern kann, fast grenzenlos. Als zweites käme dann das Bild da vorne. Da wird dieser Freiheitsraum in der Mitte zunächst kleiner, eingeschränkt oder reduziert durch gesetzliche Maßnahmen, durch Vorschriften, durch Überwachungsfunktion, durch Datenspeicherung und so weiter. Links und rechts sieht man, dass unter dieser jetzt grauen Fläche ursprünglich auch einmal Freiheit war.
SP: Da sieht man schon recht deutlich: Die Freiheit ist nur noch ein definiertes Segment und damit eigentlich handhabbar geworden.
Rösel: Da ist man eigentlich schon begrenzt. Der dritte Teil ist dann die verschwundene Freiheit oder die rudimentäre Freiheit, wo eigentlich schon weggeschliffen wurde, was du machen durftest. Es gibt nur Freiheitsinseln...
SP: Teile und herrsche. Politisch motiviert, kann man sagen.
Rösel: Ja. Seit langen mal wieder, und seit langem eigentlich wieder ist das so eine thematische Arbeit. Denn die meisten Arbeiten der letzten Zeit waren nicht thematisch, sondern freie Kompositionen.
SP: Auch sehr anders als das, was ich von dir kenne, nämlich was definiert war auch durch die extrem nuancierten Farben, Farbübergänge, was mir aber auch sehr gut gefällt bei dir. Also da ist wirklich ein riesen Sprung...
Rösel: Es sind ja auch unterschiedliche Techniken. Das Triptychon ist mit Acrylfarben gemalt und Pinsel. Das andere, das auf Papier, das wird mit Kreiden gemacht. Man bekommt mit der Kreide einen sehr feinen Strich, kann viel überlagern. Es gibt ein feineres Gespinst als wenn ich mit Pinsel arbeiten würde. Das ist bei mir schon immer so gewesen, dass ich mindestens zweigleisig gefahren bin. Meine Bilder in Acryl oder Dispersionsfarben haben einen ganz anderen Charakter als die Zeichnungen oder die großformatigen Arbeiten in Kreide oder Gemisch Kreide, Dispersion, Acryl.
SP: Ansatzweise erinnern mich diese Bilder an Jackson Pollock.
Rösel: Der Pollock hat viel mit Farbflaschen gespritzt oder hat Farbe runtertropfen lassen. Dadurch ist dieses dichte Gewirr an Punkten und mehr oder weniger dicken Linien entstanden. Ich finde da jetzt keinen Zusammenhang, außer dass auch flächenfüllend gearbeitet worden ist.
SP: Also der Zufall ist bei dir eigentlich stärker ausgegrenzt.
Rösel: Meine Linien sind ja gesetzt, wobei der Endeindruck sicherlich der ist, dass man das willkürlich machen könnte. Auch in meinen anderen Bildern ist der Zufall immer mit dabei. Man muss halt den richtigen Augenblick sehen, wann man was stehen lassen oder wieder wegmachen kann. Dann spielt es auch keine Rolle, ob das eine gewollte Aktion ist oder eine gewollte Figur. Wichtig ist, dass am Ende was steht, wo man sagt: Das kann Bestand haben, kann man anschauen, schaut gut aus, ist gut.
SP: Schönes Schlusswort.

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Rudimentäre Freiheit (Freiheitsinsel).

Helmut Rösel: Triptychon zum Thema Freiheit
Zu sehen bei "Amberger Glas"

Zu Besuch im Atelier
Interview mit Helmut Rösel