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Jim Bucklands Chilisammlung.

Von der Freude am eigenen Garten
Alte Gemüsesorten in England

Gemüse in Vollendung
Je kleiner, desto heißer

Organic Food statt Massenware
Altes Saatgut erhalten

Organic Food statt Massenware
Altes Saatgut erhalten
HDRA als Vorbild

In ganz England erleben Küchengärten derzeit eine Renaissance. Über Jahrzehnte hinweg als Parkplatz oder Aufzuchtstation mißbraucht, werden sie nun liebevoll wiederhergestellt. Die Duchess of Northumberland hat zu diesem Zweck sogar den belgischen Designer Jacques Wirtz nach England berufen, und in Andley End (Essex) haben sich The National Trust und HDRA zusammengetan, um die restaurierten Anlagen den Prinzipien des organic gardening gemäß zu bewirtschaften. Für die Zeitung The Times Weekend zeichnet sich bereits eine neue Ära ab. Allmählich verliere sich der angestaubte Touch dieser Sorte Gartenkultur, gewinne sie an Rafinesse, resümiert sie unter der Schlagzeile "Leben hinter der Wand".
Organic heißt das Zauberwort, das nicht nur englische Liebhaber von Nutzgärten, sondern auch Konsumenten in Atem hält. Massenware liegt nicht mehr im Trend. Selbst in den Supermärkten ist das Sortiment inzwischen zweigeteilt, wobei die Vorurteile des Kontinents, wonach etwa Tomaten aus Holland wegen des angeblich hohen Nitratgehalts besonders bedenklich sind, nicht zu greifen scheinen. Biologisch-dynamisch angebautes Gemüse aus dem Land der Windmühlen etwa bei Sainsbury's ist keine Seltenheit. Der Grund? Die Nachfrage nach Organic Food ist weit größer als das Angebot an inländischen Produkten, die diesem Maßstab gerecht werden.
Mit dem Slogan "The seed search is on!" (Die Suche nach Saatgut hat begonnen!) wirbt The Henry Doubleday Research Association (HDRA) um die Gunst privater Gärtner. Die Forschungsgemeinschaft widmet sich dem Sammeln von Gemüsesorten, die wie Erbstücke von Generation zu Generation weitergegeben werden und manchmal in nur einem einzigen Garten zu finden sind. Durch den ausschließlichen Vertrieb kommerzieller Züchtungen, so HDRA, werde die Artenvielfalt immer weiter ausgedünnt. Das Gemüse müsse heute einem bürokratischen Regelwerk entsprechen, etwa bestimmte Größen aufweisen und matschfest sein. Sorten, die für den privaten Anbau eine wichtige Rolle spielen, weil sie beispielsweise ein besonders gutes Aroma haben, bleiben dabei auf der Strecke. HDRA will deshalb altes Saatgut wieder für Kleingärtner zugänglich machen und so die Freiheit der Auswahl sicherstellen.
In der HDRA Heritage Seed Library, der Saatgutbibliothek, befinden sich bereits jetzt Hunderte Sorten, darunter so illustre wie die Crimson Flowered Broad Bean, eine Bohne, deren karmesinrote Blüte sogar im Blumengarten einen hübschen Akzent setzt. Die bis zu zwei Meter hohe Erbse Prince of Prussia, seit 1994 ebenfalls in der Saatgutbibliothek vertreten, wird bereits seit 1850 von einer Familie in Leicestershire angebaut.
Wie ein Krimi liest sich die Neuentdeckung der ein oder anderen Pflanze. Cyril's Choice Tomato beispielsweise galt lange als verschollen bis schließlich ein Verwandter Cyrils zwei winzige Samenkörnchen in der Naht einer Konservendose fand. Er schickte sie an die Ryton Organic Gardens, den Hauptsitz von HDRA, wo sie nun sorgsam gehütet und vermehrt werden.

Mit HDRA als gutem Vorbild möchte die Redaktion von GARTENPFALZ dazu anregen, alte Obst- und Gemüsesorten zu erhalten. Gerne beteiligen wir uns an der Um- und Neuverteilung von Saatgut und Fechsern. Wollen auch Sie sich an einer solchen Tauschbörse beteiligen? Dann senden Sie uns bitte eine Email unter www.steinpfalz.com mit Angabe von Adresse, Telefonnummer und Ihrem Angebot; zu HDRA vgl. auch http://www.gardenorganic.org.uk


Adressen:
Ryton Organic Gardens, Hauptsitz von HDRA in der Grafschaft Warwickshire, Coventry CV8 3LG (8 km südöstlich von Coventry); Website mit Tips zum organic gardening: http://www.hdra.org.uk/gyo.
West Dean Gardens, Chichester, West Sussex, PO 18 0QZ; http://www.westdean.org.uk/; auch Kursangebote zu Gartengestaltung, Floristik und botanischem Zeichnen.