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Pfaffenwinkel (Oberbayern) Die roten Beeren habe ich schon daheim probiert. Sie schmecken zuckersüß, und giftig sind sie nur, wenn man ihren Kern zerbeißt. Nah bei einander liegen im Beerlein Genuss und Tod. Ebenso doppelgesichtig ausgerichtet ist der Baum selbst in seiner mythologischen Bedeutung, angesiedelt an der Grenze zwischen Dies- und Jenseits nämlich, sowohl nach hier als auch nach dorthin blickend. Die Eibe ist ein Wächter, ein Schutzbaum also, der im Garten nahe am Eingang böse Geister verscheucht. Nah den Rauhnächten zur winterlichen Tag- und Nachtgleiche oder zu Fasching erscheint ein Spaziergang sinnvoll, denn nun geht es durch die Dunkelheit kurzer Tage und langer Nächte wieder ans Licht. Kein Wunder, dass sich um das immergrüne Gewächs Legenden ranken: Mit 600.000 Jahren in Europa gilt die Eibe als älteste heimische Baumart und die einzige giftige Nadelbaumart Deutschlands. In der Nähe von Viehweiden war sie daher wenig willkommen. Die Eibe verträgt viel Schatten und ist deshalb im Mischwald gern zwischen höheren Bäumen vertreten. Der Name "Eibe" leitet sich von "iwa" ab und bedeutet gleichzeitig Bogen und Armbrust. Wegen ihrer Bedeutung für die Herstellung von Kriegs- und Jagdwaffen waren Eiben schon um 1600 in Oberbayern weitgehend ausgerottet. (aus: Info-Blatt "Bayerische Staatsforsten - Nachhaltig wirtschaften; Die Eibe - Auf den Spuren einer geheimnisvollen Baumart)
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