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Pfaffenwinkel (Oberbayern)
Wächter zwischen Dies- und Jenseits
Eiben älteste heimische Baumart

Die roten Beeren habe ich schon daheim probiert. Sie schmecken zuckersüß, und giftig sind sie nur, wenn man ihren Kern zerbeißt. Nah bei einander liegen im Beerlein Genuss und Tod. Ebenso doppelgesichtig ausgerichtet ist der Baum selbst in seiner mythologischen Bedeutung, angesiedelt an der Grenze zwischen Dies- und Jenseits nämlich, sowohl nach hier als auch nach dorthin blickend. Die Eibe ist ein Wächter, ein Schutzbaum also, der im Garten nahe am Eingang böse Geister verscheucht. Nah den Rauhnächten zur winterlichen Tag- und Nachtgleiche oder zu Fasching erscheint ein Spaziergang sinnvoll, denn nun geht es durch die Dunkelheit kurzer Tage und langer Nächte wieder ans Licht. Kein Wunder, dass sich um das immergrüne Gewächs Legenden ranken: Mit 600.000 Jahren in Europa gilt die Eibe als älteste heimische Baumart und die einzige giftige Nadelbaumart Deutschlands. In der Nähe von Viehweiden war sie daher wenig willkommen. Die Eibe verträgt viel Schatten und ist deshalb im Mischwald gern zwischen höheren Bäumen vertreten.

Der Name "Eibe" leitet sich von "iwa" ab und bedeutet gleichzeitig Bogen und Armbrust. Wegen ihrer Bedeutung für die Herstellung von Kriegs- und Jagdwaffen waren Eiben schon um 1600 in Oberbayern weitgehend ausgerottet. (aus: Info-Blatt "Bayerische Staatsforsten - Nachhaltig wirtschaften; Die Eibe - Auf den Spuren einer geheimnisvollen Baumart)


Den Paterzeller Eibenwald gibt es schon seit mehr als 1.000 Jahren, d. h. im Mittelalter war er längst da. Über Starnberg geht es Richtung Ammersee, wo im „Schotterdreieck“ zwischen Wessobrunn und Raisting eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands liegt: Der Paterzeller Eibenwald. Auf dem Weg dorthin fotografiere ich einen von Fichtenhecken umfriedeten Garten samt Torbogen aus beschnittener Thuja, dann, bei einem Abstecher nach Pähl, formvollendeten Buchs. Zwei Männer kommen vorbei, von denen einer den Weg zum Eibenwald überraschend genau beschreibt. Am ersten Kreisel in Weilheim erst einmal rechts, am zweiten dann links. Man streift Weilheim und fährt Richtung Wessobrunn, und bei den Pferdekoppeln in der Senke mit See biegt man ab in den Wald. Ob ich zum Gasthof Am Eibenwald will? Ich solle mir nicht zu viel erwarten. Links und rechts von der Straße sei halt der Wald, fügt der Mann noch hinzu, und ich beschließe, auf seine Einschätzung lieber wenig zu geben.

Wächter zwischen Dies- und Jenseits
Eiben älteste heimische Baumart

Von Bächen durchzogen
Mehr als 2.000 Alteiben