Pfaffenwinkel (Oberbayern)
Von Bächen durchzogen
Mehr als 2.000 Alteiben
Es beginnt zu schneien, es ist bitterkalt, und der Eibenweg ist zum Glück nur einen Kilometer lang. Im hügelheiteren Pfaffenwinkel zerschmilzt das milchige Blau des Nachmittags langsam zwischen immer dichteren Wolken. Die Eiben ducken sich im Unterholz zwischen Fichten, die das Schatten liebende Gehölz überschirmen. Bäche, an den Rändern von glatt gelutschten Eisformationen bevölkert, durchziehen ein Geflecht aus in sich gewundenen Stämmen, aus quer in einander verkeilten, da umgestürzten Bäumen. Am Grund des Bachbetts sind Schichten aus hellem Tuff freigelegt, Ablagerungen kalkhaltigen Grundwassers, das aus dem während der Eiszeit gebildeten Schotteruntergrund sickert. Dem Kalktuff verdankt der Eibenwald seine Existenz, denn er bildet eine Schicht von mehreren Metern. Auf dem nur flachgründigen Boden, der sich darüber gebildet hat, kann sich die Eibe besser durchsetzen als andere Bäume.
Die Stille breitet sich über die Schonung hin, zusammen mit der Dämmerung des kurzen Wintertags. Es ist so ruhig und alles Leben scheint gebannt. Neue Schichten von Stille lässt der Bachlauf im Wald entstehen. Kein Reh, kein Vogel regt sich, als sei tatsächlich ein Niemandsland erreicht, ein Ort der Entscheidung nach hier oder dort, ein innerlicher Zug vielleicht, auf dem sich nach verschiedenen Richtungen reisen ließe. So nah an der Wende braucht man nicht einzusteigen. Es genügt, einfach hier zu sein.
Wenn eine Eibe umstürzt, aber noch verwurzelt ist, wachsen neue Stämmchen aus ihrem Rumpf empor, gebildet aus den einstigen Ästen. Zählebig sei die Eibe wie keine, steht auf einer der Informationstafeln angeschrieben, und tatsächlich: Aus dem Stamm einer quer liegenden Eibe sprießen neue Bäumchen – Sinnbild des Lebens in klirrend frostiger Zeit, und das, obwohl der älteste Baum mit immerhin 700 Jahren auf seinem "Buckel" 1997 "Opfer der Unvernunft" wurde, wie es im Informationsblatt heißt.
Eiben älteste heimische Baumart
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