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Blau-weiße Markierung: Auf dem Muschelpfad durch den Hirschwald.

Bayerischer Jura
Kreuz und quer durch den Hirschwald
Auf dem Jakobsweg dahinschlendern

Der Oberpfälzer, könnte man meinen, pilgert nicht allzu gern. Auf dem Jakobsweg, der quer durch den Hirschwald (Lkr. Amberg-Sulzbach) führt, zeigt sich über weite Strecken keine Menschenseele. Aber halt: Drei Wanderer haben sich an diesem sonnigen Freitag auf den Weg gemacht. Zwar handelt es sich nicht um Pilger, sondern „nur“ um neuzeitliche Nordic Walker. Ausgerüstet sind sie mit den speziellen Stöcken. Aber eine von den drei Frauen hat auch das Büchlein über den ostbayerischen Jakobsweg mit dabei. Vielleicht ein Zufall? Nein, denn am Rucksack baumelt die unverwechselbare Jakobsmuschel.

Wie ein Netz breitet sich der Jakobsweg, der Camino de Santiago, über ganz Europa aus. Als immer enger geknüpfte Fäden verlaufen Pfade und Wege weiter nach Westen, bis sie schließlich im nordspanischen Santiago de Compostela zusammentreffen. Der alte Pilgerweg beginnt dort, wo man aufbricht. Überall dort, wo die Muschel den Weg weist, kann man ihn entlang wandern. Zwischen Vils und Lauterach zum Beispiel führt der Muschelpfad durch schattige Wälder, über Wacholder bewachsene Hänge und durch stille Flussauen. Von Krakau, Prag und Pilsen aus geht es durch den Landkreis Amberg-Sulzbach ein kleines Stück weiter dem Ziel Santiago de Compostela entgegen. Der Legende zufolge wurde Jakobus dort bestattet. Im Mittelalter zogen die Pilger weiter bis ans Meer bei Kap Finis terrae. Dort lasen sie die Muschel auf, Beweis für ihre Ankunft in Santiago - und am Ende der Welt.


Es ist ein seltsamer Platz für ein Interview, so mitten im schmetterlingsdurchschwebten Wald. Doch die drei Frauen, eine Mutter und ihre beiden Töchter aus Trautmannshofen bei Neumarkt, sind gesprächsbereit. Sie haben sich einige Abschnitte des Jakobsweges als Teststrecke ausgesucht. „Man hat so ein komisches Gefühl, anders, als würde man nur irgendeinen Wanderweg gehen“, sagt Johanna S. (36 Jahre). „Man fühlt sich verbunden, weil es ein Ziel gibt.“ Ihre Schwester Katja S. (27 Jahre) stimmt zu: „Ich gehe nicht aus einem religiösen Grund. Es spricht mich an, in der Natur unterwegs zu sein: die Ruhe, Abgeschiedenheit, keine Leute, aber geborgen sein, weil man ja immer der Muschel nachgeht.“
Nicht grundlos wird das Lauterachtal bayerische Toskana genannt. Zypressen gibt es zwar keine, dafür jede Menge Wacholder. Sanfte Hügel findet man hier wie dort. Ein Hochsommer wie in Italien deutet sich an, wenn sich die Hitze in den Trockentälern des Bayerischen Jura staut bis die Luft flirrt. Still ist es im Hirschwald seit jeher. Die Schmetterlinge, auf den ersten Blick unscheinbar blassblau, braun und schwarz gefärbt, gewinnen an Reiz, wenn sie sich auf leuchtenden Disteln niederlassen. Mit weit aufgeschlagenen Flügeln zeigen sie sich dann von ihrer besten Seite.

Unterkunft:
"Zum Goldenen Lamm", Fam. Altenbuchner, Hauptstr. 10, 92287 Schmidmühlen im Lauterachtal, Tel./Fax: 09474/540; Email: Goldenes.Lamm@gmx.de; Ferienwohnung; Spezialität im Restaurant: fangfrische Lauterach-Forelle.
Hotel Gasthof Forsthof, Fam. Reindl, Amberger Str. 2, 92280 Kastl, Tel. 09625/92030, Fax: 920344; www.hotel-forsthof.de

Literatur
„Auf dem Jakobsweg von Tillyschanz über Schwandorf nach Nürnberg"; Wander- und Kulturführer, hrsg. v. Fränkischer Albverein, Verlag Seehars 1997.

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Pilgerweg sehr beliebt
Auch Heiden folgen dem Muschel-Emblem

Kirche St. Jakob in Ensdorf
Janusköpfiger Apostel

Pilgerströme im Mittelalter
Der Jakobsweg in Spanien

Service Pyrenäen