Blau-weiße Markierung: Auf dem Muschelpfad durch den Hirschwald. |
Bayerischer Jura Der Oberpfälzer, könnte man meinen, pilgert nicht allzu gern. Auf dem Jakobsweg, der quer durch den Hirschwald (Lkr. Amberg-Sulzbach) führt, zeigt sich über weite Strecken keine Menschenseele. Aber halt: Drei Wanderer haben sich an diesem sonnigen Freitag auf den Weg gemacht. Zwar handelt es sich nicht um Pilger, sondern „nur“ um neuzeitliche Nordic Walker. Ausgerüstet sind sie mit den speziellen Stöcken. Aber eine von den drei Frauen hat auch das Büchlein über den ostbayerischen Jakobsweg mit dabei. Vielleicht ein Zufall? Nein, denn am Rucksack baumelt die unverwechselbare Jakobsmuschel. Wie ein Netz breitet sich der Jakobsweg, der Camino de Santiago, über ganz Europa aus. Als immer enger geknüpfte Fäden verlaufen Pfade und Wege weiter nach Westen, bis sie schließlich im nordspanischen Santiago de Compostela zusammentreffen. Der alte Pilgerweg beginnt dort, wo man aufbricht. Überall dort, wo die Muschel den Weg weist, kann man ihn entlang wandern. Zwischen Vils und Lauterach zum Beispiel führt der Muschelpfad durch schattige Wälder, über Wacholder bewachsene Hänge und durch stille Flussauen. Von Krakau, Prag und Pilsen aus geht es durch den Landkreis Amberg-Sulzbach ein kleines Stück weiter dem Ziel Santiago de Compostela entgegen. Der Legende zufolge wurde Jakobus dort bestattet. Im Mittelalter zogen die Pilger weiter bis ans Meer bei Kap Finis terrae. Dort lasen sie die Muschel auf, Beweis für ihre Ankunft in Santiago - und am Ende der Welt.
Literatur „Auf dem Jakobsweg von Tillyschanz über Schwandorf nach Nürnberg"; Wander- und Kulturführer, hrsg. v. Fränkischer Albverein, Verlag Seehars 1997. |