Etappe auf dem Jakobsweg: Kloster Ensdorf im Vilstal
Schlacht in Spanien als Deckenfresko
Meisterwerk des Barock

In der Ensdorfer Klosterkirche, neu erbaut ab 1694, verlieh der junge Cosmas Damian Asam dem Apostel Jakobus ein barockes Prachtgesicht. Es zeigt ihn in seiner ganzen Bandbreite: als Märtyrer, als Pilger und natürlich auch als Maurentöter hoch zu Ross. Schließlich wurde Santiago als Gallionsfigur „Matamoros“ vor den Wagen der spanischen Reconquista gespannt. Jahrhunderte lang, von 711 bis 1492, dauerte auf der Iberischen Halbinsel das Tauziehen zwischen den so genannten Mauren und christianisierten Königen. Im Jahr 844 soll der asturische Christenkönig Ramiro I. gegen seinen maurischen Widersacher Abd ar-Rahman II. eine entscheidende Schlacht gewonnen haben – mit Hilfe Santiagos, so die Legende. Im Deckenfresko der Ensdorfer Klosterkirche findet sich diese Schlacht von Clavigo als Bildmotiv. Gemeint ist Clavijo in der spanischen Rioja. Dieser Landstrich ist heute vor allem für seinen Wein berühmt.
Als Cosmas Damian Asam 1714 mit der Ausmalung der Ensdorfer Kirche begann, war er soeben von einem zweijährigen Italienaufenthalt zurückgekehrt. Künstlerische Taschenspielertricks gehörten zu seinem Repertoire. Das Ensdorfer Fresko zeigt ein aufgebäumtes Streitross im Mittelpunkt. Egal, welchen Blickwinkel man einnimmt: Von allen Seiten her scheint es den Betrachter anzusehen. Trotz des übertriebenen Imponiergehabes wirkt das Pferd so, als würde es lächeln. Womöglich bittet es die am Boden liegenden Mohren um Entschuldigung. Das unscharfe charakterliche Profil des Pferdes ähnelt also demjenigen seines janusköpfigen Reiters „Matamoros“ Santiago. Während er im Fresko den Rächer der Christenheit spielt, gibt er andernorts den milden Pilger. Über dem Portal der Klosterkirche strahlt ein lebensgroßer, in Stein gehauener Jakobus barocke Heiterkeit aus. Zu seinen Füßen spielt ein friedfertiges Engelchen mit dem Pilgerhut - keine Spur von Matamoros.