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Dani Karavan in Regensburg und Nürnberg
"Environment"
Denkmal als begehbare Erinnerung

Ein selten warmer Spätsommertag: Auf dem Regensburger Neupfarrplatz sitzen die Leute in der Sonne und schlecken Eis. Verblüffend ist, dass sie sich dazu nicht auf einer Bank niedergelassen haben oder an einem Bistrotisch. Vielmehr bevölkern sie eine begehbare Skulptur, die am 13. Juli 2005 eingeweiht wurde. Sie stammt von dem israelischen Bildhauer Dani Karavan. Es ist ganz in seinem Sinn, dass seine Arbeiten als Teil ihrer Umgebung verstanden werden. Dazu gehört auch, dass sie Teil des Alltags sind. Respekt bringt man der strahlend weißen Sitzgelegenheit trotzdem entgegen: Es finden sich dort weder Zigarettenkippen noch Abfall.
Environment heißt der Schlüsselbegriff für Karavans Werk. Es lebt in erster Linie von den vielfältigen Bezügen, die der Bildhauer zum jeweiligen Kontext herstellt. Diese Bezüge können zum Beispiel historischer, geografischer oder auch biografischer Art sein. Zu den bekanntesten Arbeiten Karavans gehören das Relief im Plenarsaal der Knesset (israelisches Parlament) und das Negev Monument in Beer Sheva. So weit braucht man allerdings nicht zu reisen, wenn man einige seiner Denkmäler kennen lernen will. In Regensburg und Nürnberg hat man sie praktisch vor der eigenen Haustür.

Regensburg: „Ort der Begegnung“ auf dem Neupfarrplatz
Unvermutet stießen Archäologen 1995 auf die Fundamente der mittelalterlichen Synagoge. Zunächst hatte man geglaubt, diese lägen unter der Neupfarrkirche. So aber bot sich die Gelegenheit, diesen Ort besonders zu würdigen und die Erinnerung an seine Bedeutung wach zu halten. Prägend für den „Ort der Begegnung“ ist somit der Platz, auf dem er errichtet wurde. Für die Struktur spielt ferner die jüdische Zahlensymbolik eine wichtige Rolle. So besteht das Kunstwerk aus 72 Bauteilen. Angespielt wird auf die 72 Völker, die laut Genesis 10 nach der Sintflut die Erde bewohnten. Die Skulptur wurde mit hohem technischem Aufwand passgenau auf die erhalten gebliebenen Grundfesten der Synagoge aufgesetzt. Karavan legte darauf besonderen Wert. Auch in ihrem Grundriss ist das Monument der 160 Quadratmeter großen Synagoge nachempfunden: Ein Podest markiert die Vorlesekanzel (Bima oder Aron-ha-Kodesch) und eine arabische Inschrift die Ostseite der Synagoge, einst Aufbewahrungsort für den Thoraschrein. Angedeutete Mauern, Säulen und Wandvorlagen dienen als besagte Sitzgelegenheit. Auf diese Weise ist eine bildnerische Form der Erinnerung gelungen, die mit ihrer einladenden Geste versöhnlich wirkt.

Nürnberg: „Die Straße der Menschenrechte“ in der Kartäusergasse
Karavans Environment "Die Straße der Menschenrechte" setzt einen städtebaulichen Akzent. An den 27 Rundpfeilern des Monuments, den beiden Bodenplatten und einem Baum vorbei, wandert man praktisch mitten durch das Germanische Nationalmuseum. Denn die Kartäusergasse ist zwar öffentlich zugänglich, gehört aber zum 1993 erweiterten Museumsarsenal. Karavans Werk war damals als Beitrag zur "Kunst am Bau" gedacht. Durch seine starke symbolische Strahlkraft hat es sich aber zu einem eigenständigen Kunstwerk ausgewachsen.
Auf jedem der installierten Baukörper ist einer von insgesamt 30 Artikeln der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte" aus dem Jahr 1948 eingraviert. Sie wurden von den Vereinten Nationen unter dem Eindruck der vorrangig deutschen Barbarei während des Zweiten Weltkrieges abgefasst. Karavan selbst erklärt sein Konzept folgendermaßen: "Auf jedem Pfeiler steht der Text jeweils in Deutsch und einer anderen Sprache, die speziell für dieses Projekt ausgewählt wurde. Die Platzierung jeder einzelnen Sprache innerhalb der Pfeilerreihe ist durch die geographische Distanz ihres Ursprungslandes von Deutschland bestimmt." Allein schon die Tatsache, dass der ergänzende Text auf dem ersten (d. h. nächstgelegenen) Pfeiler in Jiddisch abgefasst ist, regt zum Nachdenken an.

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Goldtopf-Fund Neupfarrplatz
Münzen als Zeichen der Zeit

UNESCO-Weltkulturerbe
Regensburg als Fundgrube

Dani Karavan in Regensburg und Nürnberg
"Environment"

Exkurs:
Dani Karavan in Portbou