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Preisfrage zu Schmidmühlen: Wer schuf den Moriskentänzer? "...und ich bin nur Schmidmühlen" Wie zufällige Ableger aus vergangenen Zeiten winden sich hier und da noch wilde Hopfenpflanzen aus dem Gebüsch, im Herbst mit hellgrünen Dolden. Wanderer, die sich aufmachen, um die Reste des früheren Hopfenanbaugebiets bei Schmidmühlen zu erkunden, entdecken ein Stück Alltagskultur und gelebte Heimatgeschichte. Das idyllische Lauterachtal gehört zu den schönsten Landschaften der Oberpfalz (Wegbeschreibung unter „Service“, Termine Hopfen unter "Ausblick"). Zu seiner Blütezeit galt Hopfen aus dem Lauterachtal als besonders hochwertig. Es handelte sich dabei um ein einträgliches Produkt, das geschützt werden musste. Nicht etwa vor Dieben, sondern gegen die Lauterach, die bei Schmidmühlen in die Vils mündet. Bei Hochwasser sollten Mauern das fruchtbare Schwemmland für den Hopfen sichern. An besonders idyllischen Abschnitten umwuchern Schlehen, Stachelbeersträucher und Holunder das rätselhafte Bauwerk. Es handelt sich um eine Natursteinmauer entlang der Lauterach, die von einfachen Bauern aufgeschichtet wurde. Aber das ist nun schon mehrere hundert Jahre her. Schwer vorstellbar, dass der Wiesengrund mit dem verschlungenen Flusslauf früher mit Hopfenstangen à la Hallertau gespickt gewesen sein soll. Die ersten Hinweise auf den Hopfenanbau finden sich bereits im Ort Schmidmühlen. Am Gasthof „Goldenes Lamm“, das von Familie Altenbuchner bewirtschaftet wird und als Haus schon seit 1618 besteht, ist oben am Giebel eine Türöffnung angebracht. Die Hopfensäcke wurden dort hinaufgezogen und auf dem Speicher zum Trocknen gelagert. Ursprünglich war das Gebäude nur halb so groß, denn links und rechts war es von Torbögen flankiert, damit die Fuhrwerke auf den Hof fahren konnten. Im Vergleich zu früher, als Schmidmühlen Umschlagplatz für die Schiffe von und nach Regensburg war (ganz Sulzbach verlud über Schmidmühlen), gibt es heute nur noch wenige Gasthäuser am Ort. Damals hatten nicht nur Gasthöfe, sondern auch Privathäuser die Braulizenz. Denn alle, die Hopfen anbauten, durften Bier brauen. So kam es, dass von 139 Haushalten 136 mit dem Braurecht ausgestattet waren. Die Ausnahme? „Ich nehme an, das wird die Pfarrkirche gewesen sein“, so Josef Popp, Kulturreferent in Schmidmühlen. Ab 1648 bestand ein kommunales Sudhaus, Gastronomie wurde ab 1700 betrieben. Das Wasser zum Brauen bezog man aus Quellen, deren Läufe in die Lauterach entwässern. Das Sudhaus befand sich direkt an der Lauterach, in die man das Abwasser einleiten konnte. In 16 Kellern lagerte das Bier. Von der Quelle bis zum Versiegen des Gerstensafts in durstigen Kehlen war also für einen geschlossenen Bierkreislauf am Ort gesorgt. Der Braumeister verpflichtete sich, für jedermann Bier herzustellen und wurde in Naturalien oder mit Geld bezahlt. Dazu kam sogar noch die Hälfte der Unfallversicherung und Krankenhaus-Tagegeld! Seit 1850 ist es mit dem Hopfenanbaugebiet Lauterachtal „relativ rasch abwärts gegangen“, berichtet Popp. Zunächst fiel mit dem Schädling Kupferbrand eine neue Krankheit über den Hopfen her. Dann nahm die Konkurrenz anderer Anbaugebiete, die wesentlich großflächiger zu Werke gingen, immer mehr zu. Anfang des Ersten Weltkrieges habe es noch drei Hopfenbauern gegeben, 1935 war alles zu Ende. Mit dem Niedergang des Hopfenanbaus nahm naturgemäß auch die Brautätigkeit ab. 1954 stellte der letzte Gasthof das Brauen ein. Wer heute in Schmidmühlen einkehrt, schätzt vor allem die fangfrischen Lauterach-Forellen, die einmal so berühmt waren, dass sie bis nach Marienbad geliefert wurden. Womöglich hat sie bei seinen Kuraufenthalten sogar Johann Wolfgang von Goethe gekostet. Und was den Hopfenanbau betrifft: Zum Fisch schmeckt ein Glas Wein auch ziemlich gut! |