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Karl IV. und die Goldene Straße, Teil 1
Wichtiger Handelsweg im Mittelalter
Vier Wächter für Neidstein

650 Jahre ist es jetzt her, dass Kaiser Karl IV. (1316-1378) die "Goldene Bulle" erließ. Karl regelte mit dem Schriftstück 1356 die Wahl des Kaisers durch die sieben Kurfürsten. Benannt ist es nach seinem goldenen Siegel. Die Goldene Straße, unter Karl IV. ein wichtiger Handelsweg, führte quer durch die Oberpfalz.
Aus heutiger Sicht ist es erstaunlich, welche Bedeutung der Kaiser dem ländlichen Raum beimaß. Als er im 14. Jahrhundert die Goldene Straße von Prag nach Nürnberg entlang zog, immer mit großem Gefolge, legte er alles ganz genau fest. „Neidstein sol haben 4 wachter, einen torwertel, einen koch, einen turner, 6 gewappnet zu fuzzen und den burggrafe selbdrite gewappnet mit drein pferde.“ Sulzbach und Parkstein verordnete er eine erkleckliche Anzahl von Helmen, Harnischen, Armbrüsten und Lanzen. Schließlich musste die Goldene Straße als Transport- und Pilgerweg entsprechend geschützt werden, "so daß beyde Kauffleuthe und Pilgram, und allermeniglich sich Friedes und Genaden freuen und der gemeine Nutz mancher Kunigreiche und Fürstenthumbe damit gebessert würde".
Sulzbach war von 1355 bis 1373 Hauptstadt von Karls "Neuböhmen". Das von den Wittelsbachern verpfändete Territorium, in der Folge Bestandteil der böhmischen Krone, zog sich von Tirschenreuth über Weiden und Sulzbach bis hinüber ins Fränkische. Um die Bedeutung des Herrschersitzes Prag zu ermessen: Der Karlsplatz in Prag ist mit 80.550 Quadratmetern zehn Mal größer als der Nürnberger Altmarkt. Nach Nürnberg befördert wurden Naturalien und Rohstoffe wie Baumwolle und Erz, auch aus oberpfälzer Gruben. Zurück nach Böhmen und weiter nach Osten gelangten u. a. Sämereien, Tuche und Eisenwaren. Entlang der Goldenen Straße blühte der Handel. Fixpunkte waren Städte, Märkte, Burgen und Pflegschlösser wie etwa Hirschau. Von 1466 bis 2006 immerhin befand sich Burg Neidstein im Besitz der Familie von Brand. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Veste hoch auf dem Felsen im Jahr 1119 als Sitz eines Rupert von Neidstein. Zwar lagen Burgen wie Neidstein oder Breitenstein nicht direkt an der Goldenen Straße, sie gehörten aber zu ihrem Einzugsgebiet - so wie alle Ländereien von "Neuböhmen".

Tauben auf dem "nogl"
Um „Tabernackel“ zu erklären, muss man schon das Grimm’sche Wörterbuch bemühen. Dort ist ein Kabernakel als „Zelt, Hütte und Wohnung“ verzeichnet. Im Volksmund heißt der Ort noch immer Kobernogl!
Von sprachwissenschaftlicher Seite her gibt es mehrere Erklärungen. Wirklich poetisch und daher vorzuziehen ist die Herleitung aus dem „Taubeerenhügel“. Schließlich ist nördlich von Tabernackel ein Schwarzbeerholz auf dem Katasterplan eingetragen. Der „Taubernockl“ (nogl, verstanden aus dem althochdeutschen „knack“, dem mittelhochdeutschen „knock“ = Nacken, Gipfel, Hügel; schließlich dem bayerischen "gnack") ist also ein Hügel, auf dem sich Wildtauben den Bauch mit Blaubeeren vollschlagen. Es heißt, das sei ihre Lieblingsspeise.

Literatur:
Hans Frank, Cornelia Oelwein, Robert Schuh: „Historische Ortsnamen von Bayern“/Band Oberpfalz.
"Die Goldene Straße" Tourismusverband Ostbayern e. V., Luitpoldstr. 20, 93047 Regensburg; Tel. 0941/585390; Email: info@ostbayern-tourismus.de; Schutzgebühr 2 Euro

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Burg Neidstein.

Wanderung
Bocksbühlweg bei Königstein