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Stadtmuseum Amberg, Prechtl-Kabinett
Schriftstellerportraits von M. M. Prechtl
Teil 2: Jaroslav Hašek (1883-1923)

Die wievielte Maß er gerade stemmt, ist zwar nirgends angeschrieben. Dafür besteht sein Unterleib aus einem Fass. Es liegt die Vermutung nahe, dass in diesem Fass so viel Bier Platz hat wie Wasser im Bett der Moldau. Auf Höhe des Hosenschlitzes ist jedenfalls der Hradschin samt Prager Kleinseite abgebildet und – groß wie ein See – ein Stückchen Moldau.
Keineswegs entschärft präsentiert M. M. Prechtl seinen „braven“ Soldaten. Dümpelt Hašeks Konterfei zumindest noch im Bierkrug, ist auf dem Portrait des Schwejk von einem menschlichen Gesicht schon gar nichts mehr zu erkennen. Ein Hundekopf mit Menschenohren sitzt auf uniformbewehrten Schultern. Nietzsche lässt grüßen, wonach es sich beim eigenen Gesicht angeblich um die beste aller Masken handeln soll. Hechelnde Unterwerfung aus lauter Boshaftigkeit widersetzt sich hier gerade wegen ihres subversiven Überschwangs der Ausbeutung und dem Zugriff durch jedwede Autorität. So tierisch brav wie sich dieser Soldat gibt, kann er sicherlich jeden Vorgesetzten zur Weißglut bringen.
Besonders deutlich lässt sich an Schwejks gut durchbluteten Händen Prechtls Technik ablesen, der dargestellten Figur den Stempel des eigenen Handabdrucks aufzuprägen. Hände und Arme des braven Soldaten weisen das feine Raster Prechtlscher Lebenslinien auf. Dass die Portraits von Hašek und Schwejk ausgerechnet in Amberg hängen, ist übrigens kein Zufall. Museumsleiterin Judith von Rauchbauer über die Bilder und ihren Aufenthalt:
„Michael Matthias Prechtl hat nichts dem Zufall überlassen. Wir sind ja hier in Amberg mit am weitesten im Osten, wenn man die Goldene Straße in Richtung Prag weiterdenkt. Das hat er sich ganz bewusst ausgesucht. Die Portraits von Hašek und seiner Kunstfigur Schwejk sind Teil der „Prager Galerie“. Der Zyklus zeigt Schriftsteller und Künstler, die in Prag gelebt und gearbeitet haben, zum Beispiel auch den Maler Arcimboldo. Von seinem Malstil hat sich Prechtl inspirieren lassen. Er wollte sich ja nicht über die Tradition hinwegsetzen und einen neuen Malstil erfinden. In Nürnberg hat Prechtl in Dürer und Altdorfer seine Vorbilder gefunden. Prechtl ist ein extrem literarischer Maler. Er hat immer gelesen und sich viel mit Literatur beschäftigt, auch mit Kunstgeschichte und aktueller Politik.
Beim Schwejk sind die Hundl abgebildet. Die hat er ja immer eingefangen und an die Besitzer zurückverkauft. Von Schwejk gibt es zwei Portraits, eins frontal und eins im Profil. Das entspricht genau den Polizeifotos für die Verbrecherkartei. Die Hundenase ist in der Technik des Handdrucks besonders stark ausgeprägt. Das gibt dann so eine lebendige Hautoberfläche.“

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Portraitiert von M. M. Prechtl: Jaroslav Hašek (Ausschnitt).

Jaroslav Hašek
Ein braver Soldat namens Schwejk

Schwejks Stammlokal in Prag
Hostinec U Kalicha: "Zum Kelch"