Neuer Glanz für Sulzbach
Aufwändige Sanierung am Schloss
Gotische Fenster frei gelegt
Die Sanierung der Schlosskapelle, die als Burgkapelle schon im 10. Jahrhundert bestand, ist ein Glücksfall. Was hat dieser kleine, dem Heiligen Nikolaus geweihte Kirchenraum nicht alles über sich ergehen lassen müssen! Im 17. Jahrhundert wurde er zunächst um ein Geschoss aufgestockt. 1807 schließlich, als Kommerzienrat Johann Esaias von Seidel das Sulzbacher Schloss vom Staat erwarb, begann man ohne Rücksicht auf Verluste Hand anzulegen. Die Mutter des ersten bayerischen Königs Max I., Pfalzgräfin Franziska Dorothea von Zweibrücken-Birkenfeld, war 1794 in Sulzbach verstorben. Das Inventar ihres Witwensitzes im Schloss wurde 1800 verkauft. Seidel, von Profession Drucker, nutzte die Kapelle als Papierlager und ließ zu diesem Zweck ein großes Tor einbrechen. In den 1920er Jahren zog man eine Zwischendecke ein. Es wurden neue Fensteröffnungen eingebrochen, alte zugemauert. An der Apsis brachte man in einem erkerförmigen Erweiterungsbau Toilettenanlagen unter.
Aufgabe der Denkmalschützer war es zunächst, das Raumvolumen wieder herzustellen, also den Kirchenraum in seinen ursprünglichen Ausmaßen zu rekonstruieren. Das Wort „ursprünglich“ ist dabei mit Vorsicht zu genießen. Denn die Frage, die sich bei derartigen Rückbauten immer wieder stellt, ist laut Christian Kopf, Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt Amberg-Sulzbach: „Auf welche Stufe geht man zurück?“ Entscheidend sei es, das Bauwerk in seiner Entwicklung zu dokumentieren. So würde man nicht etwa die gotischen Teile entfernen, um romanische freizulegen oder Renaissanceteile tilgen, um ausschließlich die gotischen zu erhalten. Verkürzt könnte man also sagen: Das Denkmal wird so weit rückgebaut, dass die einzelnen Stilepochen, die es durchlaufen hat, wieder sichtbar sind. So lässt sich seine Entwicklung am besten dokumentieren.
Zu einem Glücksfall wurde die Sanierung der Schlosskapelle vor allem, weil man beim Abbruch des Toilettenerkers plötzlich auf gotisches Maßwerk stieß. Dieses ließ sich an Hand gefundener Bruchstücke rekonstruieren. Die früheren Fenster am Langhaus entdeckte man dank der Putzspuren wieder. Auch sie wurden neu angelegt, Fensteröffnungen jüngeren Datums dort wieder vermauert. Schließlich errichtete man die Empore neu, in deren Bereich man Renaissance-Fresken aus dem 16. Jahrhundert freilegte. Heute wird die Kapelle mit ihren modernen Buntglasfenstern als stimmungsvoller Schulungsraum genutzt.
Eine Besonderheit sind die innen liegenden Wände. Die ursprünglich romanische Kapelle stand nämlich frei. Erst nach ihrer gotischen Umgestaltung wurde sie zur Wehrmauer hin überbaut. Im 16. Jahrhundert verband man das Kirchengebäude mit dem Palas. Deshalb sind auch an den innen liegenden Wänden Fenster zu finden. In der Renaissance wurden sie angelegt, damit der Fürst im darüber liegenden Oratorienzimmer fern den normal Sterblichen der Messe lauschen konnte.