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Kloster Dietfurt: Da gibt es bestimmt einen Klostergarten. Kurz entschlossen drücken wir auf die Klingel. Gleich darauf öffnet ein Mann in Zivil. Wir stellen uns kurz vor und werden eingelassen. In den Garten bräuchte er ja nicht mitkommen, gibt der Mann gelassen zu Bedenken. Hinten bei den Wirtschaftsgebäuden gehe es dann wieder hinaus. Aha. Und ob er zum Kloster gehöre? Ja, er sei der Leiter: Bruder Johannes. Und dann sollen wir mal schauen, ob wir was Schönes finden. Das machen wir und finden sogar ziemlich viel Schönes an diesem ruhigen Ort, der nach schier endlosen Buchsrabatten und allerlei Kräutern duftet: Originelle Rankgerüste, zusammengefügt aus Gerüststangen, zum Beispiel. An ihrer Oberfläche zeichnen sich hieroglyphengleich die ausgehöhlten Spuren von Borkenkäfern ab, eingekerbt vor dem Entrinden. Zwischen Buchs und Klostermauern entrollen sich gerade die Tulpen, geschützt vor dem immer noch kühlen Wind. An der Bank in einer Laube das Schildchen, auf dem vermerkt steht, dass das Möbel nicht wetterfest sei und deshalb an seinem Ort verbleiben solle. Wir schlendern in die Mitte des hinteren Gartenbereichs, wo eine Art Skulptur vielleicht ein Kreuz darstellt. Zwei große Pflanzkübel stützen es seitlich, zusätzlich zur Verankerung. Der quer gelegte Balken am oberen Ende erinnert an Strandgut: Leicht gebogen, abgeschliffen von Wetter und Wind, krümmt sich das Holz, als hätte es sich seine Form selbst und aus freien Stücken gegeben. Seitlich vom Kiesweg umsummen Bienen gelb, rot, blau gestrichenen Körbe. Ein blühender Obstbaum wirft seinen Schatten auf die Klostermauer und verdoppelt als Scherenschnitt seine bezaubernde Anmut. Der Rückweg, gesäumt von Blumenrabatten, führt zu den Kräutern, darunter Minze, Rosmarin, Salbei. Die Gäste des Hauses, die sich hier in Kontemplation und bestimmten Bewegungsabläufen üben, werden auch mit Obst und Gemüse aus dem Klostergarten verköstigt. |