Malteserkomplex
Barocker Prachtbau sprengt den Rahmen
Ganze Straßenzeile musste weichen
Bei der Beschäftigung mit dem Malteserkomplex treffen wir einen alten Bekannten wieder. Es ist Maximilian I., Gegenspieler des Winterkönigs. 1621 bereits hatte Maximilian eine Stiftung zur Erziehung und Bildung der studierenden Jugend initiiert und die Jesuiten mit der Umsetzung dieses Instruments der Gegenreformation betraut. Währenddessen tobte der Dreißigjährige Krieg (1618-1648).
Das ehemalige Jesuitenkolleg mit Gymnasium schiebt sich als waagrechter Riegel vor die Amberger Innenstadt. Auch wegen der Kriegswirren wurde das Studienseminar erst um 1669 fertiggestellt, das Gymnasium erst um 1673.
Zusammen mit der Georgskirche nimmt der barocke Baukörper zum Stadtgraben hin ein Areal von beträchtlichen Ausmaßen ein. Für Amberg gilt passgenau, was im Katalog zur Ausstellung „Die Jesuiten in Bayern“ des Bayerischen Hauptstaatsarchivs über das einstige Münchener Jesuitenkolleg an der Michaelskirche nachzulesen steht. Dort heißt es, dass „dieser Monumentalbau mit seinen völlig neuen Größenmaßstäben das sonst noch mittelalterliche Stadtgefüge wesentlich verändert hat“ (Anton H. Konrad Verlag 1991).
Laut einem Memo zum Tag des Offenen Denkmals 2003 wurden zum Bau des Jesuitenkollegs, dem übrigens längsten Gebäude Ambergs, zwölf Häuser und ein Stadttor abgerissen bzw. verlegt: „Mit einer Frontlänge von 160 Metern beherrscht das Gebäude die Altstadt“. Kein Wunder, dass es schwer fällt, ein Gegengewicht zu positionieren. Und doch würde man sich eine Art von Ausgleich wünschen. Der monumentale Malteserkomplex und die kleinteilige Ladenstruktur auf dem Malteserplatz bilden noch heute einen eigenwilligen Kontrast.
Man schob den wuchtigen Baukörper direkt vor die Kirche, verleibte sich deren Ostchor geradezu ein. Dr. Markus Lommer zeigt die Strebepfeiler am umbauten Ostchor der Georgskirche. Bauchig wölben sie sich aus den Mauern. Einer von ihnen durchziehe sogar die Wände des Schlafzimmers von Hochwürden, berichtet er. Mit 12 Häusern und einem Stadttor wurde - aus heutiger Sicht bedenklich - viel historische Bausubstanz geopfert. Lommer dazu: Man wollte „ganz bewusst Eindruck schinden, die Leute begeistern und zum Katholizismus zurückführen“. Mit dem Jesuitenkolleg schuf man einen „Gegensatz zu den kargen Bauten der Reformationszeit“, die nach Bildersturm, ja Abkratzen und Übertünchen der Fresken, übrig geblieben waren.
Dass auch die Katholiken keineswegs zimperlich waren, wenn es um die Schonung historischer Zeugnisse ging, erweist sich bei der Erkundung des Malteserkomplexes. Ein Besuch im Heizungskeller etwa zeigt, dass als Treppen nicht selten Grabsteine dienten. Angeblich wurden sogar kostbare Reliefs als Baumaterial verwendet. Heute hängt eines der Steinbilder aus der Hand Georg Schwaigers (erste Hälfte 17. Jh.) im Korridor des Erdgeschosses. Ein zweites ist in die Wand der Sakristei von St. Georg eingelassen. Erstaunlich gut erhalten wirken die fein geschnittenen Gesichter auf den Platten, die man laut Lommer im Lauf der Sanierungen wiedergefunden hat.
Vilsstadt auch aus der Luft
Barocker Prachtbau sprengt den Rahmen
Schwarz-weiß wie Orca
Ehrentitel Päpstliche Basilika
Himmlisches Jerusalem oder theatralische Inszenierung?