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St. Georg: Basilikales Hauptschiff mit Lichtgaden.

Basilika St. Georg
Barockes Innenleben, gotische Außenhaut
Himmlisches Jerusalem oder theatralische Inszenierung?

SP: Kann man St. Georg eigentlich als rein gotisch bezeichnen?
Laschinger: St. Georg ist ursprünglich ein zu 100 Prozent hochgotischer Bau. Das Problem bei St. Georg war – und das ist für die Baugeschichte wieder wahnsinnig interessant – dass die Jesuiten keinen gotischen Kirchenbau haben wollten. Darum haben sie ja bei Maximilian I. den Antrag gestellt, diese Kirche schleifen zu dürfen, nachdem sie sich für St. Georg als Kollegskirche entschieden hatten. Der Kurfürst in München hat das aber abgelehnt, und gesagt, es müsse irgendwie eine Umgestaltung erfolgen. Nach dem Dreißigjährigen Krieg haben die Jesuiten die Kirche „in glänzendem Weiß“, wie es in den Jesuitenbüchern heißt, ausgestaltet, und dann kamen im 18. Jahrhundert die Maßnahmen eines Johann Baptist Zimmermann, der dort diese Stuckplastiken der Apostel geschaffen hat, die Fresken von Adam Müller, um diesem Raum, der gotisch geprägt war, die Weite einer Barockanlage geben zu können.
SP: Was haben die Jesuiten gegen eine gotische Kirche gehabt?
Laschinger: Vom Bautypus her hat sie in ihre Sicht der Inszenierung nicht gepasst. Bei den Jesuiten steht ja eigentlich immer dieser Gedanke der Inszenierung, die ein Gottesdienst und alle möglichen kirchlichen und liturgischen Feiern auch sein sollen, im Vordergrund. Die Jesuiten gehen klassischerweise von Barockbauten aus, in denen sich ihr theologisches Programm wesentlich besser inszenieren und darstellen lässt als im wesentlich strengeren gotischen Raum. Das ist in letzter Konsequenz eine theologische Frage.
SP: Die gotische Kathedrale soll ja das Himmlische Jerusalem widerspiegeln, und als Raumwirkung lässt der Kirchenbesucher diese Atmosphäre auf sich einströmen. Das ist also ein stark verinnerlichtes Kirchenerlebnis. Bei den Jesuiten, sagen Sie, ist es ein dialogisches Grundmuster. Wie ist das zu verstehen?
Laschinger: Im Grund genommen ist es bei den Jesuiten so, dass die auf der einen Seite ein festes Programm haben – oder zumindest zu der Zeit hatten –, das sie theologisch umsetzen wollten, nämlich den Charakter des Theaters. Sie sprechen ja direkt vom "theatrum sacrum" in diesen Quellen. Überspitzt formuliert geht es eigentlich darum, den Glauben durch den Bauch erfahrbar zu machen. Es soll also große Feierlichkeit herrschen, und die lässt sich natürlich in einem Barockraum mit der entsprechenden barocken Liturgie perfekt darstellen. Und das hat nämlich auch funktioniert: Wenn man sich überlegt, dass die Amberger, obwohl sie sich teilweise noch nicht vom katholischen Bekenntnis überzeugen ließen, an diesen Veranstaltungen der Jesuiten durchaus teilgenommen haben. Das hat die Leute angesprochen.

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