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Im Hintergrund: Die Atemschutzmontur.

Plackerei bis zum Einschlafen:
Im Stollen wurde hart gearbeitet
Solidarität unter den Kumpels

Es ertönt ein Klingeln, dann geht es acht Meter tief hinab in die Erde. Ob jemand an Platzangst leidet? fragt Josef Rieder im Vorfeld der Begehung. Es sei durchaus schon vorgekommen, dass jemand unten plötzlich Zustände bekommen habe. Zwar verursacht das Vordringen ins Erdinnere nicht unbedingt ein derart mulmiges Gefühl wie bei manchen Passagieren die Durchfahrt mit dem Zug durch den „Channel“. Aber man meint den Druck fast körperlich zu spüren, der auf den hölzernen Stützbalken lastet. Nach oben und zur Seite hin fangen sie das Gewicht ab. „Deutscher Türstock“ nennt sich die Konstruktion, so Rieder. Über Jahrzehnte hinweg war er selbst im Bergbau beschäftigt. Schwere Arbeit natürlich, aber es habe sich gelohnt: „Ich bin im Bayerischen Wald geboren. Ich hätte keine Arbeit gehabt außer vielleicht als Hufschmied oder Beck. Da hätt ich in der Stunde ein Fufzgerl verdient. So waren es wenigstens eine Mark fünfzig“, erzählt er. Laufbahn und Hierarchie im Berg waren klar vorgeschrieben: Drei Jahre Ausbildung, zwei Jahre bis zur Knappenprüfung. Verschiedene Spezialisierungen wie etwa der Umgang mit Sprengstoff kamen hinzu. In der Sparte der Ingenieure gab es Steiger, Obersteiger, Betriebsleiter und schließlich den Schießsteiger, der „alle anfallenden Arbeiten im Stollen selbst erledigen können musste.“
Rieder, mit Helm bewehrt, zeigt eine Kontrollmarke und zwei Haken für Straßen- und Arbeitsklamotten. Im 10er-Pack kamen die Marken nach der Schicht wieder zurück. So konnte man feststellen, ob auch wirklich wieder alle da waren. Ein Unfall konnte die Ursache sein, wenn jemand fehlte. Manchmal schlief aber auch einer vor lauter Erschöpfung ein. Angesichts der Erzbrocken, die am Ende eines Schachts aufgetürmt sind, leuchtet ein, dass die Bergarbeiter das Erz nicht schaufeln konnten. Brocken für Brocken musste per Hand in die bereit stehende Lore gelegt werden. Eine vollgefüllte Lore wog 14 Zentner und musste bewegt und zum Entleeren angehoben werden.
Was die Solidarität angeht, gerät Rieder ins Schwärmen: „Die Kameradschaft war hier so großartig. Es hat einer dem anderen geholfen.“ Wenn das Holz der Türstöcke knackste, war klar: „Halt, da rührt sich was.“ Es musste ausgebessert werden. Die gegrabenen Schächte wurden ausgeerzt, also ausgebeutet, danach aber nicht verfüllt. So dehnte sich das unterhöhlte Areal immer weiter, bis es schließlich einbrach. Ein bis zwei Tote gab es pro Jahr. Gefährlich waren auch Sprengungen. Zeugen des Erzbergbaus sind heute die Bruchfelder, eingebrochene Stollen also. Auf Bebauung und landwirtschaftliche Nutzung muss man dort verzichten.

Bereits 1348 wurden die Bürger Sulzbachs mit einem ersten Erzberg, dem Eichelberg, belehnt. Karl IV. gewährte Schürf- und Zollfreiheit. 1341 schlossen sich Amberg und Sulzbach zur „Hammereinigung“ zusammen, einem ersten Investitions-, Fertigungs-, Absatz- und Tarifkartell. Die Blüte des Montanwesens fällt ins 15. und 16. Jahrhundert. Im 30-jährigen Krieg (1618 – 1648) folgte der Niedergang. Erst im 19. Jahrhundert gab es wieder einen Aufschwung. Die Oberpfälzer Eisenerzlager und der Bedarf an Eisen zum Schienenbau für die Bahn waren Gründe für den Bau der Maxhütte, die 1853 eröffnet wurde. 1859 übernahm der Betrieb alle Sulzbacher Erzgruben wie Grube St. Georg, St. Anna und Karoline; maximale Belegschaft: 1.100 Mitarbeiter (1958); Jahresförderung 1959: 600.000 Tonnen.


Service
Bergbaustollen Max
Der Schaustollen war in den 1930er Jahren ein Luftschutzbunker. Er gehörte zum 65 Hektar großen Anwesen der Villa Max mit Karl Friedrich Flick als Eigner. Seit 1964 besteht er als „original bergmännisches Gebilde“.
Eintritt: Erwachsene 2 Euro, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre 1 Euro; Einlass und Führung nach Anmeldung für Gruppen ab fünf Personen.
Kontakt: Josef Rieder, Tel.: 09621/63472.

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Beeindruckt: Besucher im Stollen mit dem "Alten Hasen" Josef Rieder.