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Copyright Foto (Ausschnitt): Renate Niebler.

Motiv Maxhütte: Annäherung an einen Raum
Über die Tugend des Hinschauens

Freiheit des Betrachters respektieren
Genauigkeit als Stilmittel

Maxhütte als Kathedrale der Arbeit und Faszinosum
"Aufgehoben im Gesamtkosmos"
Am Anfang großes Erstaunen

Teile der still gelegten Maxhütte (Lkr. Amberg-Sulzbach) wurden bereits ins Ausland verkauft. Gerade noch rechtzeitig hat die Münchner Fotografin Renate Niebler 2004 damit begonnen, das faszinierende Baudenkmal, bereits im Verfall begriffen, zu dokumentieren. Das aufwändige Projekt zog sich über mehrere Jahre hin. Sie spricht inzwischen von „ihrer“ Maxhütte und würde dort am liebsten noch weiter fotografieren. Ein ausführliches Interview mit Renate Niebler führten wir im Sommer 2006.

Renate Niebler, "Maxhütte - Ein Stahlwerk in Bayern"; mit freundlicher Unterstützung des Bezirks Oberpfalz und der Stadt Regensburg; von 16. Mai bis 15. Juli 2007, Städtische Galerie „Leerer Beutel“, Bertoldstr. 9, 93047 Regensburg; Telefon 0941/507-2440; Dienstag bis Sonntag 10-16 Uhr, an Feiertagen geöffnet; Katalog: hrsg. v. lichtung verlag, ISBN 978-3-929517-81-1; 72 S., Euro 17,80; 2008 wird die Ausstellung u. a. im Lkr. Amberg-Sulzbach gezeigt.
STEINPFALZ Publikationen wurde vom Bezirk Oberpfalz mit der Pressearbeit für die Ausstellung "Maxhütte - Ein Stahlwerk in Bayern" betraut. Ausführlicher Pressetext als Download am Ende dieser Seite.


SP: Sonnenstrahlen, die in eine verlassene Werkhalle fallen: Was drückt dieses Bild für sie aus?
Niebler: Die Art, wie ich dieses Stahlwerk erlebt habe, hat mit der nicht ganz neuen Vorstellung zu tun, dass solche Industriebauten die Kathedralen von heute sind: Dieses Monumentale, dieses Licht, diese Größe, die darin liegt. Dann auch natürlich diese Leere. Das sind ja leer stehende Gebäude – als solche sehr beeindruckend, die aber durch die Idee der Arbeit in einem Verhältnis, in einem Bezug zum Menschen stehen.
SP: Also geht es bei Ihnen weniger um den nostalgischen Reflex, dem nachzuhängen, was einmal war?
Niebler: Mein Ziel war nicht, wenn ich das so sagen darf, im impressionistischen Stil eine Schubkarre zu fotografieren, die irgendwie mit einer Patina belegt ist. Sondern das Ziel ist eine durchdachte, stringente Arbeit. Der Gedanke der Kathedrale hat etwas zu tun damit. Auch die Zentralperspektive spielt eine Rolle.
SP: Das Filigrane, Transparente ist das Eine. Aber es liegt doch auch etwas Morbides darin, oder?
Niebler: Ich glaube gar nicht, dass das morbide ist. Häufig spielt uns die Vorstellung, die wir von etwas haben, einen Streich. Das Wissen, das wir von einem Bild haben, verstellt uns den Blick, so dass wir gar nicht mehr sehen können, was auf dem Bild drauf ist.
Mir geht es erst einmal um großes Erstaunen und darum, das Erscheinungsbild als solches zu verstehen. Die Vorstellung, dass da einmal 10.000 Menschen gearbeitet haben, die ist faszinierend. Jetzt bin ich da ganz alleine. Und da frage ich mich, was haben die Arbeiter alle gemacht?
SP: Aber der Verfall ist ja unübersehbar.
Niebler: Ja, aber das ist nicht das Thema. Als morbide würde ich eben so eine Schubkarre betrachten, verstaubte Briefkästen, offen stehende Schränke, die so eine etwas schwülstige Patina bekommen. Da, finde ich, wird dieses Morbide etwas versüßlicht, damit es den Menschen schön erscheint. Das finde ich viel unangenehmer als einen Zustand zu zeigen, wie ich ihn momentan dort erlebe. Im Prinzip geht es auch um eine Veränderung, darum, dass wir in einer Veränderung begriffen sind. Man weiß aber nicht, wo es hin geht. Das macht die Menschen unsicher und ärgerlich und aggressiv. Ich finde aber, dass man das ruhig einmal als Zustand erleben darf, diese Veränderung. Da ist im Moment auch keine Lösung in Sicht, was damit geschehen soll.
SP: Bekommt so ein Bauwerk wie die still gelegte Maxhütte dann eigentlich wieder etwas Naturgegebenes, also wird es ein Stück weit dann schon wieder Natur?
Niebler: Das Interessante ist, dass die Natur schneller kommt als wir meinen. Ich habe ja auch Außenaufnahmen gemacht. Die Natur kommt aus allen Ecken hervor, und zwar geschossen. Und das ist ganz faszinierend und auch wieder ein Maß zum Menschen. Also ich finde das sehr beruhigend, weil die Natur der Stärkere ist. Da ist man ja auch wieder in so einem Gesamtkosmos aufgehoben.

Download: Pressetext_Ausstellung_Maxhuette