Logo
 
_ _ _ _ _ n _
picture
Quirin Bäumler mit Markus Voit (hinten).

Heimat und darüber hinaus
Kapital weiterentwickeln

Verknüpft mit der Heimat
Interview mit Quirin Bäumler, Teil 1

Verknüpft mit der Heimat
Interview mit Quirin Bäumler, Teil 2

Aus dem Wörterbuch des Zeitgeists
Das „Alleinstellungsmerkmal“

Verknüpft mit der Heimat
Interview mit Quirin Bäumler
Teil 1

Als exemplarisches Fallbeispiel für das Programm von „Relate“ kann der Oberpfälzer Zeichner und Bildhauer Quirin Bäumler gelten. Er wurde 1965 in Weiden geboren, absolvierte die Fachschule für Holzbildhauerei in Oberammergau und danach die Kunstakademie in München. Mittlerweile lebt er seit 10 Jahren in Berlin, wo er zusammen mit anderen Künstlern die Firma „Sculpture Berlin“ gegründet hat. Dort setzen sie Projekte international renommierter Bildender Künstler wie Katharina Grosse und Andreas Hofer um. Ein Werk von Grosse ist derzeit in Nürnberg unter Freiem Himmel vor dem Neuen Museum am Klarissenplatz zu sehen. Am Tag nach der Vernissage in Weiden reiste Quirin Bäumler zum Aufbau der großformatigen Installation gleich weiter nach Nürnberg. Auch im Hinblick auf seinen Aktionsradius verknüpft Bäumler also Vieles.

SP: Was bedeutet für dich Heimat?
Bäumler: Was man so landläufig damit verbindet, einfach die Landschaft und die Sprache vor allem auch, Dialekt, die Leute, die Umgebung, in der man seine Kindheit und Jugend verbracht hat.
SP: Fehlt mir in deinem Fall ein Stichwort: Fängt mit F an...
Bäumler: Familie. Ich hab eine große Familie, weit verzweigt, auch über 50 Cousinen und Cousins, viele Geschwister. Das ist schon prägend.
SP: Auch eine Familie mit künstlerischem Hintergrund.
Bäumler: Mein Vater ist Künstler, Onkel und Tanten sind Künstler, auch Geschwister. Auf jeden Fall bin ich in einem künstlerischen Umfeld aufgewachsen.
SP: Würdest du sagen, dass deine Heimat deine Art, Kunst zu machen, geprägt hat?
Bäumler: Eher meine Familie. Weil mein Vater Künstler war und ich mit Künstlern aufgewachsen bin, als Kind schon viel in Ateliers war. Weil mein Vater in den 60er Jahren viel auf Kirchenbaustellen war, hab ich da als Kind ganz viele Bilder mitgenommen, auch Räume.
SP: Sakrale Räume?
Bäumler: Mein Vater hat einen guten Blick gehabt und mich oft in Kirchenräume reingeführt und auch auf Baustellen mitgenommen. Das wirkt natürlich nach, auch das ganze Umfeld, Onkel und Tanten, da war ich schon in frühester Kindheit ganz nah und interessiert an Kunst und hab da offene Sinne dafür gehabt.
SP: Wobei das Handwerkliche daran glaub ich auch wichtig war.
Bäumler: Nein, eigentlich gar nicht. Ich begreife mich eigentlich gar nicht als Handwerker. Meine Kunst geht nicht vom Handwerk aus, obwohl ich eigentlich automatisch da mit reingewachsen bin. Aber es gibt Künstler, die viel mehr vom Handwerk ausgehen, mehr mit Konstruktion arbeiten. Ich gehe eigentlich mehr von so einem direkten Impuls aus, vor allem natürlich bei der Zeichnung. Ich hab zwar geschickte Hände und bin auch handwerklich begabt, was das Modellieren betrifft, aber ich bin jetzt kein Bastler oder Bauer oder so. Ich war immer mehr interessiert am ganz direkten spontanen Ausdruck, mit Bleistift, ganz wenig ökonomischem Aufwand...