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Verknüpft mit der Heimat
Interview mit Quirin Bäumler
Teil 2

SP: Also impulsiv.
Bäumler: Ja, impulsiv, oder spontan, reflexhaft.
SP: Ungeduldig?
Bäumler: Ja, kann man auch sagen. Nervös, kann man vielleicht sagen.
SP: Weshalb vielleicht auch Viele denken, deine Zeichnungen oder Skulpturen, zumindest die kleinen, die jetzt auch in Weiden ausgestellt sind, wären leicht nachzumachen.
Bäumler: Ja, die geben vielleicht den Eindruck. Aber wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass da sehr viel Übung und, ja, kein handwerkliches Talent dahinter steckt, aber eine Hand, die sehr schnell und sensibel reagiert. Das hab ich eigentlich schon immer gehabt. Das muss man auf jeden Fall sehen. Ich muss da wenig suchen. Das ist sehr mühelos in seiner Art.
SP: Also das hat weniger mit der akademischen Ausbildung zu tun.
Bäumler: Die akademische Ausbildung ist ja sowieso eine theoretische oder geistige Ausbildung. Ich hab schon von Anfang an immer Handwerk mitbekommen: Gips, Ton, mit Metall und Schweißen, mit Holz. Ich bin ja gelernter Holzbildhauer. Also mit Material umzugehen, es in die Hand zu nehmen und zu formen, das hab ich schon immer gemacht und von daher bin ich auch handwerklich trainiert, kann man sagen...
SP: Was ist Kunst?
Bäumler: Was gute Bildende Kunst ausmacht, liegt auf einer ganz hohen geistigen Ebene. Mit Auseinandersetzungen, mit Brechungen hat das zu tun oder mit einer Radikalität, mit so einem Vorwärtswollen eigentlich. Das macht spannende neue Kunst aus.
SP: Schmerz?
Bäumler: Schmerz bestimmt auch, weil Schmerz das befördert. Schmerz macht einfach empfindlich, öffnet die Sinne auf jeden Fall. Ja, doch. Ich meine: Jeder Mensch erfährt Schmerz ständig in allen möglichen Formen, aber das trägt natürlich zur Reife bei oder lässt einen reifen. Mhm...
SP: Die Funktion von Kunst verändert sich laufend, oder?
Bäumler: Es ist anscheinend ein Hunger nach Kunst da, weil es ein Ausdruck ist, der einen über den Alltag oder das Geschäftliche hinaus hebt und Verbindungen schafft.
SP: Dabei hat man aber den Eindruck, dass gerade die Bewertung moderner Kunst in den letzten Jahren ausgesprochen kommerziell abgelaufen ist.
Bäumler: Das würde ich unabhängig sehen von Kunst. Natürlich kommt es vor, dass Kunstwerke nur nach dem Marktwert beurteilt werden und Künstler hoch kommen, weil sie halt die richtige Karriere machen und dann schnell irgend einen Marktwert bekommen, aber wirkliche Qualität ist irgendwie unabhängig davon, glaub ich, und Kunstmarktkrisen hat es schon öfter gegeben.

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Fisch-Trio von Quirin Bäumler (2008; ohne Titel): "Mit der Großen Teichpfanne in der nördlichen Oberpfalz hat das eigentlich nichts zu tun."

Heimat und darüber hinaus
Kapital weiterentwickeln

Verknüpft mit der Heimat
Interview mit Quirin Bäumler, Teil 1

Verknüpft mit der Heimat
Interview mit Quirin Bäumler, Teil 2

Aus dem Wörterbuch des Zeitgeists
Das „Alleinstellungsmerkmal“