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Stele aus Stöcken und Waldrebe als Rankhilfe.
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Auf dem Korbmarkt in Lichtenfels: Kunstfertige Verarbeitung sorgt für Qualität und Schönheit.

Faszination Flechten
Vielfalt an Materialien und Produkten
Im Herbst Korbmarkt

Noch hat sich keine Hornhaut gebildet, dafür eine erste Blase, bei fast allen am linken Daumen. Die Hände nicht zu oft eincremen, allenfalls am Handrücken, wird den Schülerinnen und Schülern zu Beginn ihrer Ausbildung an der Staatlichen Berufsfachschule für Flechthandwerk im oberfränkischen Lichtenfels empfohlen. Rund zwanzig, zumeist junge Leute haben die Aufnahmeprüfung bestanden und wollen nun die Grundlagen eines traditionsreichen, derzeit sich erneuernden und kreativen Handwerks erlernen. Anfangs wird mit Rattan und Peddigrohr geübt, nach einigen Tagen dann beginnt der Einstieg ins Flechten mit Weiden. Schön sind sie anzusehen, die ordentlich zusammengeknüpften Bündel, wie sie als dekoratives Rohmaterial in der Werkstatt stehen: unten breit, nach oben hin spitz zulaufend, und ein wenig in einander verdreht, so dass sie so leicht nichts umwirft.
Leicht umwerfen lassen dürfen sich auch die Neuankömmlinge an der Flechtschule nicht. Schon nach wenigen Tagen beginnt der Rücken zu schmerzen, samt Muskelkater. „Das gibt sich“, beruhigt Eva Göres aus dem dritten „Lehrjahr“. Sie hat die wochenlange Korbflechterei mit Weiden bereits hinter sich, denn ab dem zweiten der drei Jahre umfassenden Schulzeit stehen Design und Kreativität im Vordergrund. Dann ist Ideenreichtum gefragt, weil es beim Flechten ja schließlich nicht nur um die Herstellung von Einkaufskörben geht. Im Grunde lässt sich alles verarbeiten, was elastisch ist, darunter Rindenbast von Linden und Ulmen, aus Weidenstöcken gewonnene Bänder, Wolle und Schnüre, ja sogar Wäscheleinen: „Flechten soll jung und progressiv rüberkommen, es darf nicht in Traditionen ersticken“, findet Elisabeth Dicker, Lehrerin im Fach Freies Gestalten. Als „Flechtkünstlerin“ arbeitet sie vor allem mit Innenarchitekten zusammen.
Auf dem Korbmarkt, der jeden Herbst im Städtchen stattfindet, sind aufwändige Einzelstücke zu sehen, sei es als fein geknüpftes Schmuckstück in Form von Ketten, Broschen und Ringen, sei es als Blickfang oder Accessoire für Wohnung und Garten. So gleicht der Rundgang fast einem Messebesuch. Natürlich kommen auf dem Lichtenfelser Korbmarkt auch die klassischen Körbe nicht zu kurz, allerdings ist in diesem Segment der Zukauf von billiger Ware aus Fernost üblich, damit die Handwerker auf ihren Schnitt kommen. An der Kirche hat auch die Flechtschule ihren Stand aufgebaut. Ein bisschen Verkaufen lernen kann schließlich nicht schaden, und zum Schulalltag bietet der Korbmarkt eine willkommene Abwechslung.

Faszination Flechten
Vielfalt an Materialien und Produkten

Der Widerspenstigen Zähmung
Flechten mit Weiden ist harte Arbeit

Beste Ware aus Frankreich
Anbau von Weiden