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Türmchen der Jakobskirche in Marchaney.
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Versteckt im Oberpfälzer Wald:
Barocke Kostbarkeiten
Von Tirschenreuth nach Marchaney

Ein sonniger Auftakt erwartet uns in Tirschenreuth, ab 1364 weltliche Hauptstadt des Waldsassener Stiftlandes. Der Schattenzeiger auf der Sonnenuhr am Fischhof steht genau richtig, wenn man die Sommerzeit mit einberechnet. Licht im Barock gibt es zur Genüge: Es spiegelt sich wider im Blattgold, den hellen Fresken, am weißen Stuck. Die Bauwerke sollten im Einklang stehen mit der kosmischen Harmonie und sich dementsprechend harmonisch in die Umgebung einfügen. Ein Beispiel ist die granitene Fischhofbrücke in Tirschenreuth (1747-1749), eine Mini-Ausgabe der Karlsbrücke in Prag. Die Verwandtschaft zum böhmischen Nachbarn drückt sich aus in der milden Selbstverständlichkeit, mit der sich das Bauwerk in die Auen fügt. Oder ist es die liebliche Landschaft dies- und jenseits der Grenze, die sich fügt? Die Statuen, Ceres und Justitia, entstammen allerdings dem Jugendstil und halten dem Vergleich mit Prag weniger stand.
Mit ihren mehr als 90 Metern Länge erscheint die Fischhofbrücke heute überdimensioniert. Gerade einmal zwei Bäche sprudeln darunter hindurch. Allerdings überspannte sie bis 1808 einen der beiden Stadtteiche, die Tirschenreuth als "Inselhauptstadt" zur Gänze umgaben. Der Fischhof, eine Inselenklave im Oberen Stadtteich, gehörte im 13. Jahrhundert und bis 1548 zur Abtei Waldsassen. Er wurde als Korn- und Zehenhof (Grangie) und als Stadthof genutzt. Es wurden dort Überschüsse gesammelt und auf dem städtischen Markt verkauft. Die Teiche legte man 1808 trocken.

Auf dem Ahornberg südöstlich von Tirschenreuth
Durch die Kirchenfenster fällt Sonnenlicht, draußen fegt ein Sturm über Marchaney hinweg. Anscheinend bläst der „Böhmische“ aus dem Osten nur hier oben. In Tirschenreuth war davon jedenfalls nichts zu spüren: Windstille über der Großen Teichpfanne.
Mit seinen acht Häusern liegt Marchaney am Ahornberg. St Jakobus Maior (1733) wurde ebenso wie die Fischhofbrücke in Tirschenreuth von dem Klosterbaumeister Philipp Muttone konzipiert. Eine Jakobskirche stand hier aber schon 1434. Der Weiler ist ab 1122 urkundlich belegt. Sein Name bedeutet „Grenzerei“ oder „Grenzwachtstelle“. Als Station auf dem Jakobsweg ist er mit drei Herbergen und fünf Höfen vermerkt, in denen Jakobspilger Unterschlupf fanden.
Schutz vor dem „Böhmischen“ bietet uns heute die Kirche, die schon allein vom Format her anheimelnd wirkt. Mit ihren Rundungen erinnert sie von außen an die Kappel bei Waldsassen. Aber der Grundriss ist kreuzförmig und nicht – wie bei der Kappel – einem Kleeblatt nachempfunden. Umgeben ist St. Jakob von Gärten und Höfen. Auf einem davon holen wir erst noch den Schlüssel. Wir sperren auf und betreten den Kirchenraum, als ob wir hier zu Hause wären. Vielleicht auch deshalb umgarnt uns drinnen die intime Stille. Wolken, die der Wind draußen vor sich her treibt, ziehen als Licht-und-Schatten-Spiel über die Fresken. Auf dem Ölberg droben in der Kuppel erwachen gerade die Jünger.

Barocke Kostbarkeiten
Von Tirschenreuth nach Marchaney

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Barocke Prachtentfaltung
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