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St. Michael in Wondreb.
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"Kleine Kappl" bei Neualbenreuth.

Barocke Kostbarkeiten
Von Tirschenreuth nach Marchaney

Licht und Schatten im Barock
Von Wondreb nach Neualbenreuth

Barocke Prachtentfaltung
Waldsassen

Service

Sensenmann bei der Ernte:
Licht und Schatten im Barock
Von Wondreb nach Neualbenreuth

Von seiner düsteren Seite zeigt sich die Epoche in Wondreb. Zum trutzigen Ensemble aus Pfarrhof, Gottesacker und Kirche gehört auch die Friedhofskapelle St. Michael mit ihrer ungewöhnlichen Holzdecke im Inneren. Auf 28 Grisaillebildern ist dort ein Schauer erregender Totentanzzyklus angebracht: Krankheit und Tod als Kehrseite blühenden Lebens. Beschriftet sind die Bilder mit Bibelzitaten und Versen des Bußpredigers Abraham a Santa Clara. Sein Buch „Todten-Capelle oder allgemeiner Todten-Spiegel“ wurde 1710 mit Kupferstichen zum Thema Totentanz veröffentlicht. Sie dienten als Vorbild für St. Michael.
Als Jäger und Sensenmann macht das klapprige Knochengerüst nicht einmal Halt vor dem Kleinkind in der Wiege. „Bauer gehe mit, du g’hörst in mein Schnit“, ruft er dem Landmann zu. Der Kaufmann, der gerade sein Geld zählt, bekommt zu hören „Geld und Gut helfen nichts“. Dreh- und Angelpunkt ist die Erbsünde und nachfolgend die Vertreibung aus dem Paradies.
Memento mori (denke an den Tod) lautet die entsprechende Botschaft, mit der die Geistlichkeit zur Mäßigung aufrief. Der Totentanz gehört in den Bereich der barocken Vanitas-Vorstellungen. Als depressive Grundstimmung ist auszumachen, dass allem irdischen Streben ein Geruch von Vergeblichkeit anhaftet ("alles ist eitel"). Der Obrigkeit - geistlicher wie weltlicher - war das womöglich ganz recht. Niedergedrückte, ängstliche und traurige Menschen lassen sich nun einmal leichter regieren. Im Mittelalter wurde der Tod eher als natürlich und gottgewollt angesehen – trotz Kriegen und großer Pestepidemien. Das Motiv des Totentanzes als solches gab es aber damals auch schon.

„Grisaille“ nennt sich Malerei in Grautönen (von "grau", frz. gris), wie sie bereits in der Renaissance häufig angewendet wurde, etwa von Andrea Mantegna (1431-1506).


Ankunft in Neualbenreuth
Trachtler aus dem ganzen Stiftland sind von Ottengrün hinaufgepilgert zur Wallfahrtskirche Kappl. Sogar Egerländer Trachten sind dabei. Auf Sudentendeutsche mag der Anblick wirken, als hätte man die Zeit zurückgedreht. Hier, in Neualbenreuth, sind es nur noch wenige Minuten bis zur tschechischen Grenze. An das einstige Sudentenland erinnern in Neualbenreuth auch die Fachwerkhäuser im so genannten Egerländer Stil. Einige von ihnen entstanden zur gleichen Zeit wie unsere Barockkirchen. Typisch für die stattlichen Höfe ist das Fachwerk im Rautenmuster.
Die Kappl (auch „Kleine Kappl“) mit ihrem Licht durchfluteten Innenraum eröffnet nun wieder die ganze Bandbreite lichten barocken Zaubers. Eindrucksvoll ist der Chor angelegt. Stichkappen, weißer Stuck und ein aufwändiger Hochaltar verleihen dem Saalbau seine besondere Feierlichkeit.
Der Abstecher zur Allerheiligenkirche, zwischen Wernersreuth und Pfaffenreuth im Wald gelegen, bereitet schon auf Waldsassen vor. Von dort wurde 1762 der Tabernakel in die Allerheiligenkirche gebracht. Ein schwarz hinterlegter Altar sorgt für besondere Klarheit. Er stammt aus dem Klarissinnenkloster in Eger.