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Steil hinauf: Letzter Weg des Kaisers.
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Copyright Foto: White Star, Hamburg.

Kaiserlicher Trampelpfad
Wandern auf den Spuren Karls V.
Steiler Aufstieg zur Garganta des los Inviernos lohnt sich

Weit öffnet sich das Jerte-Tal, blickt man von der Pass-Straße am Puerto de Honduras hinunter. Die Ortschaft Cabezuela del Valle liegt eingebettet zwischen saftig grünen Feldern, Wiesen und Wäldern. An den Rändern bröckelt die schmale Pass-Straße, die das Tal El Ambroz mit dem Tal El Jerte verbindet. Rechter Hand geht es bedenklich bergab. Einmal fällt der Blick im Vorbeifahren auf wilde Pferde mitten im Geröll. Winzige Felsnarzissen sprenkeln die Spurrillen. Dann wieder ist das Unterholz von einem Teppich blühender Osterglocken überzogen. Seltene Vögel fliegen hier und dort von den Zäunen auf.
Dichtes Nebeltreiben füllt den Abgrund, aber nach einem Aprilschauer reißt die Wolkendecke auf. Im Frühling überpudern zahllose Kirschbäume die terrassierten Hänge des Jerte-Tals mit ihrem schneeweißen Flor. Angeblich wurden die Bäume bereits von den Römern eingeführt. Gründungen wie Mérida im Herzen der Extremadura gehen auf sie zurück, aber auch die Heilbäder von Baños de Montemayor im Ambroz-Tal.

Es war im November 1556. Wie wenig Zeit ihm noch blieb, schien der Kaiser bereits zu ahnen. Als er den Pass Puerto de las Yeguas zum Vera-Tal hin beschritt, soll er gesagt haben, dass er von nun an keinen weiteren Pass mehr würde überqueren müssen, von dem des Todes abgesehen. Hinter ihm lagen 37 Regierungsjahre. Zehn davon verbrachte er auf Reisen. Die Kolonien in der Neuen Welt ausgenommen, führten sie ihn kreuz und quer durch sein Reich. Während der Reichstage 1532, 1541 und 1546 weilte er in Regensburg.
In der Ortschaft Tornavacas nordwestlich von Jerte ist das rustikale Haus erhalten, in dem Karl V. die Nacht verbrachte. Seine Wanderung führte ihn aus dem Jerte-Tal über einen Gebirgszug der Sierra de Gredos ins Tal der Vera zum Alterssitz Yuste. Der Fußweg nach Los Pilones und durch die Schlucht Garganta de los Inviernos ist ein Teilabschnitt.


Um die abenteuerliche Anreise über die Pass-Straße zu vermeiden, kann man von der zentralen und ebenfalls sehenswerten Stadt Plasencia aus ins Jerte-Tal hineinfahren. Ein Zwischenstopp bietet sich in Cabezuela del Valle an, wo man Spezialitäten der Region wie etwa Kirschlikör und Marmelade, Honig und Quittengelee (span. membrillo) erstehen kann. Im Restaurant Tío Pío (tío span. für „Kerl“) wird ein dreigängiges Mittagsmenü serviert. An Feiertagen stellt Pío zusätzlich eine Flasche Vino tinto mit auf den Tisch.
Zwischen den Ortschaften Cabezuela del Valle und Jerte führt rechter Hand ein steiler Pfad hinauf zur Felsformation Los Pilones. Sie zählt zu den ausgewaschenen Flussläufen der Gegend um die Schlucht Garganta de los Inviernos. Dort ist noch heute die Stelle verzeichnet, wo das Lager des Kaisers aufgeschlagen wurde – schließlich verbrachte Karl V. auf seinem 24 Kilometer langen Marsch eine Nacht im Freien. Ausruhen musste sich auch sein Gefolge, denn der Monarch wurde über weite Strecken in einer Sänfte getragen.
Atem beraubend schön ist die Landschaft. Kein Wunder, dass die Garganta de los Inviernos heute als Naturpark viele Touristen anzieht. Wasserfälle wechseln mit tief eingegrabenen Felsbecken. Im glühend heißen Sommer der Extremadura erfrischen sich darin die Besucher. Nach einer knappen Stunde kommen wir oben an. Der Blick schweift über breite Bergrücken hinunter ins Tal. Die Kirschblüte liegt wie Schnee über den Hängen. Zu unseren Füßen gurgeln Kaskaden, rauscht das Wasser über rund geschliffene Felswölbungen, die einem Skulpturenpark alle Ehre machen würden.

Kaiser Karl V. in der Extremadura:
Guter Esser, schlechter Vater

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Dicke Backen als Leckerli
Schinken von glücklichen Schweinen

Service
Extremadura als Ziel für Touristen