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Karpfen im Winter (Friedenfels, Lkr. Tirschenreuth).
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Fischgründe, unergründlich: Oberpfalz als Land der Weiher und Seen.

Karpfen auch zur Kirchweih
K2 kein Berg, sondern Fisch
Reiher als natürlicher Feind des Züchters

Dass Monate mit einem „R“ im Namen Karpfenmonate sind, trifft heute nicht mehr unbedingt zu. Schneidemesser erklärt den Hintergrund der Faustregel: „Erstens ist es da nicht mehr so warm, und früher hat es ja keine Kühlschränke zum Lagern gegeben. Zweitens ist der Karpfen im Herbst nicht mehr so aktiv und dann modert er auch nicht mehr so. Drittens kommt er im Frühjahr in den Weiher und im Herbst ist er halt groß. Bis etwa Anfang Mai verkaufen wir, aber Kirchweihen im Mai oder Juni haben dann teilweise auch schon wieder welche.“
Wenn Schneidemesser die Karpfen schlachtet, haben sie mindestens zwei Jahre auf dem Buckel. K3 heißt das in der Fachsprache. Eingesetzt werden die Fische als K1. Im Jahr darauf werden sie mit inzwischen 500 bis 700 Gramm K2 genannt. Als K3 gilt schließlich der eigentliche Speisekarpfen.
Als Schwein unter den Fischen wird der Karpfen deshalb bezeichnet, weil er gerne im Schlamm wühlt. „Die gehen in den Boden rein und suchen nach Würmern und Plankton“, erklärt Schneidemesser. Im Gegensatz zum Allesfresser Hausschwein ist der Karpfen aber Vegetarier. Zugefüttert wird Getreide. Schneidemesser pausiert sommers wie winters mit dem Füttern. „Des schnell Herprellte ist auch nicht das Ideale“, ist seine Überzeugung. „In Dänemark füttern sie's auf ein halbes Jahr her, aber das hat mit der Natur dann schon fast gar nichts mehr zu tun.“

Im Vorfeld des Verzehrs werden die Karpfen 14 Tage lang „genüchtert“, damit sie nicht tranig schmecken. Dieser unangenehme Beigeschmack kann nämlich sogar dem erklärten Karpfenliebhaber den Genuss verleiden. Ist der geschlachtete Karpfen dann erst einmal in der Küche gelandet, kann man ihn panieren, in der Friteuse backen oder in der Pfanne braten. Als Klassiker gilt Karpfen blau aus dem Kochtopf. Schneidemesser bedauert, dass viele junge Leute einen Karpfen gar nicht mehr sachgerecht zubereiten können. Schließlich berichten die einschlägigen Gourmet- und Frauenmagazine doch eher über Thunfisch mit Kräuterhaube oder Kabeljau im Zucchinimantel.


Fischreiher sind da wenig wählerisch. Sie fressen Karpfen einfach roh. „Bis zu etwa zehn Prozent“ werden von den langbeinigen Vögeln vertilgt oder beschädigt, wobei sie die Fische nicht unbedingt komplett verzehren. Wenn sich ein großer Karpfen am Rand eines Weihers in der Sonne räkelt, erscheint er zunächst als leichte Beute. Aber nur K1 und K2 schluckt der Räuber. „Große pickt er an, und dann kann man sie wegen der Löcher nicht mehr verkaufen“, so Schneidemesser. „In Deutschland wird alles übertrieben. Wir haben die Fischreiher massenhaft, und da meint man immer noch, die sterben aus. So sollen dann die paar Fischzüchter eine ganze Population erhalten.“ Ansonsten hat Schneidemesser seine eigenen Abmachungen mit dem Reiher: „Wenn ich fahre, dann kommt er.“

Frischer Fisch vom Bauernmarkt
Weiherkette als Lebensgrundlage

Lebensrhythmus des Karpfens
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